JIM-Studie 2021

Wie nutzen Jugendliche digitale Medien? Die JIM-Studie 2021 beleuchtet unterschiedliche Bereiche der Mediennutzung Jugendlicher und berücksichtigt dabei auch den von der Pandemie geprägten Medienkonsum. Die wichtigsten Erkenntnisse der JIM-Studie 2021 werden in diesem Artikel zusammengefasst.

Das zweite Jahr der Corona-Pandemie

Während des Befragungszeitraums im Frühsommer 2021 bestimmten eingeschränkte Freizeitangebote, Schulschließungen und Homeschooling das Leben von Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichem Maße, denn: Je nach Inzidenz galten unter-schiedliche Corona-Regelungen in den einzelnen Bundesländern oder Kreisen.

Keine Frage, die Pandemie hat die Mediennutzung insbesondere bei Jugendlichen verstärkt. Oft mangelte es in dieser Zeit an alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten oder direkte Kontakte waren nicht möglich. Unabhängig von der Pandemie gilt es heutzutage nahezu als normal, wenn Jugendliche einen Großteil der Freizeit vor oder an digitalen Geräten verbringen.

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Für die JIM-Studie 2021 wurden 1.200 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 19 Jahren befragt. Die Befragung wurde telefonisch und online im Zeitraum vom 1. Juni bis 11. Juli 2021 durchgeführt.

Gerätebesitz von Jugendlichen und Ausstattung im Haushalt

Nahezu alle Haushalte der befragten Jugendlichen verfügen über ein Smartphone (97 %). Ebenso viele Haushalte verfügen über einen Computer oder Laptop. Fernsehgeräte sind in 91 % der Haushalte vorzufinden und 83 % der Jugendlichen haben Zugang zu einem Videostreaming-Dienst.

Bei dem persönlichen Gerätebesitz geben 93 % der Jugendlichen an, ein eigenes Smartphone zu besitzen und 76 % verfügen über einen eigenen Computer oder Laptop. Während der Smartphonebesitz bei Mädchen und Jungen gleich hoch ist, verfügen Jungen mit 80 % häufiger über einen eigenen Computer oder Laptop als Mädchen (72 %).

Insbesondere bei dem Besitz von Computer und Laptop zeigt sich eine deutliche Zunahme im Altersverlauf. Einen eigenen Computer oder Laptop zu besitzen geben

  • 61 % der 12-13-Jährigen,
  • 74 % der 14-15-Jährigen,
  • 83 % der 16-17-Jährigen und
  • 85 % der 18-19-Jährigen an.

Zunahme des Gerätebesitzes

Im Vergleich zum Vorjahr sind leichte Anstiege bei der Ausstattung mit festen Spielkonsolen, Computern und Laptops, Fernseh-geräten, Tablets, Wearables und Smartspeakern zu verzeichnen. Bei tragbaren Spielkonsolen, Radiogeräten und E-Book-Readern ist hingegen ein Rückgang zu sehen.

Freizeit und Mediennutzung

95 % der Jugendlichen nutzen das Smartphone und Internet täglich oder mehrmals pro Woche. Dicht gefolgt von
Musik hören (92 %), Online-Videos und Fernsehen (je 80 %). Digitale Spiele verwenden 72 % der Jugendlichen täglich oder mehrmals pro Woche.

  • Fernsehen verzeichnet einen deutlichen Zuwachs bei der Beliebtheit von Jugendlichen. Gaben im Jahr 2020 noch
    72 % der Jugendlichen an, täglich oder mehrmals pro Woche fernzusehen, steigt die Zahl im Jahr 2021 auf 80 % an.

  • Während bei der Smartphone-Internetnutzung und Musikhören leichte Rückgänge zu verzeichnen sind, wurde im
    Jahr 2021 zum ersten Mal nach der Nutzung von digitalen Sprachassistenten gefragt: 33 % der Jugendlichen nutzen diese täglich oder mehrmals pro Woche.

  • Jungen spielen 2021 mehr digitale Spiele und schauen mehr Online-Videos als Mädchen. Hingegen ist der Anteil an Mädchen, die regelmäßig ein Tablet nutzen, Bücher lesen und Musik oder Radio hören, höher.

  • Die tägliche Online-Nutzungsdauer von Jugendlichen betrug im Jahr 2011 durchschnittlich 2 Stunden und 14 Minuten pro Werktag. Mit 4 Stunden und 18 Minuten wurde die bisher höchste Online-Nutzungsdauer im ersten Corona-Jahr 2020 verzeichnet. Im Jahr 2021 sank die werktägliche Online-Nutzungsdauer auf rund 4 Stunden.

  • WhatsApp ist, wie im Vorjahr, auf Platz eins der wichtigsten Apps für Jugendliche (78 %). Auf Platz zwei und drei befinden sich Instagram (37 %) und YouTube (27 %).

Überdruss digitaler Kommunikation

Die JIM-Studie 2021 befragte Jugendliche erstmals zum Thema "Überdruss digitaler Kommunikation":

  • Für fast drei Viertel der Jugendlichen ist das Smartphone ein ungewollter Zeitfresser, durch den sie mehr Zeit als geplant am Handy verbringen (72 %).
  • Zeit ohne Handy und Internet zu verbringen, genießen 53 % der Jugendlichen.
  • Angst, etwas bei ausgeschaltetem Handy zu verpassen haben 44 %.
  • Ebenso viele sind von den vielen Nachrichten auf ihrem Handy genervt.
  • Für 29 % der Jugendlichen macht es keinen Unterschied, ob mit Freund:innen digital oder persönlich kommuniziert wird.

Die Ergebnisse zeigen, dass auch Jugendlichen die negativen Auswirkungen ständiger Erreichbarkeit und Nutzbarkeit des Internets und Smartphones bewusst werden. Umso wichtiger ist es, Jugendliche hingehend eines reflektierten Nutzungsverhaltens und ihrer mentalen Gesundheit zu unterstützen.

Ausblick

Die Corona-Pandemie stellte vor allem das Leben von Jugendlichen auf den Kopf. Bereits das zweite Jahr in Folge mussten viele Schülerinnen und Schüler Homeschooling, Quarantänemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen akzeptieren. Ihnen fehlten in der Freizeit vor allem Feste und Veranstaltungen sowie der gemeinsame Sport im Verein. Es ist davon auszugehen, dass die Medien-nutzung von Jugendlichen durch diese Umstände stark beeinflusst wurden. Inwiefern sich die Mediennutzung nach Corona ändern wird, bleibt abzuwarten.

Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich das Mediennutzungsverhalten nach dem extremen Anstieg im Jahr 2020 teilweise wieder "normalisiert" hat. So ist beispielsweise die tägliche Nutzungszeit wieder leicht gesunken.

Grundsätzlich schreitet die Digitalisierung stetig fort und durchdringt Kinder- und Jugendzimmer. Während und nach der Corona-Pandemie nun auch Schulen und Klassenzimmer. Diese Entwicklungen sind nicht pauschal als schlecht oder gut zu bewerten. Wichtig ist die Auseinandersetzung mit dem Thema digitale Medien und die Förderung der Medienkompetenz von Kindern Jugendlichen. So stiegen beispielsweise zuletzt die Desinformationen und Beleidigungen, mit welchen Jugendliche im Netz konfrontiert sind, an. Ihnen die notwendigen Kompetenzen für den Umgang mit den Herausforderungen der digitalen Welt mit auf den Weg zu geben, ist Aufgabe von Eltern, Lehr- und Fachkräften gleichermaßen.

Beratungsangebote wurden während der Corona-Pandemie vielerorts in digitaler Form angeboten und können so auch nach der Pandemie Betroffene ortsunabhängiger erreichen. Zudem kann die Hemmschwelle für Jugendliche geringer sein, ein digitales Beratungsangebot in Anspruch zu nehmen, als sich persönlich an eine Beratungsstelle zu wenden.

 

Quellen:

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs): JIM-Studie 2021. https://www.mpfs.de/studien/jim-studie/2021/