Zugang zu Jugendlichen behalten – So stärken Sie die Eltern-Kind-Beziehung in der Pubertät

Die Pubertät kann die Eltern-Kind-Beziehung in manchen Fällen auf den Kopf stellen. Jugendliche testen Grenzen aus, wollen selbstständig werden und die eigene Identität finden. Gleichzeitig sind sie Stimmungsschwankungen unterworfen, suchen den Konflikt mit den Eltern, aber brauchen genau so viel Liebe und Zuwendung wie zuvor. Für Eltern ist es in dieser Phase nicht immer leicht, richtig mit der rebellischen und zugleich verletzlichen Seele eines Teenagers umzugehen.

Mit viel Geduld, Zuwendung und Durchhaltevermögen können Sie diese schwierigen Zeiten mit Ihrem Kind meistern und gleichzeitig die Eltern-Kind-Beziehung stärken. Wir geben Ihnen daher Tipps, wie Sie den Zugang zu Ihrem Kind wiedergewinnen und es in allen Lebenslagen unterstützen können.

Wie gehe ich mit einem Teenager um?

Jugendliche befinden sich in der Pubertät in einer physisch und psychisch turbulenten Phase ihres Lebens. Auf der Suche nach der eigenen Identität werden sie von Selbstzweifeln und Unsicherheiten geplagt. Gleichzeitig verspüren sie vermehrt den Drang, auf eigenen Beinen zu stehen und selbstständiger zu werden. Durch diese aufwühlende Gefühlslage lassen sich auch Stimmungsschwankungen oder gereiztes Verhalten erklären.

In diesem Lebensabschnitt benötigen Jugendliche daher vor allem Zustimmung und Anerkennung. Mit regelmäßiger Bestätigung helfen Sie Ihrem Kind dabei, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen und die eigene Identität zu erforschen und zu festigen. Dazu kann auch ein Lob für gute Leistungen und verantwortungsvolles Handeln beitragen. Versuchen Sie die positiven Eigenschaften Ihres Kindes wie Freundlichkeit, Kreativität oder kritisches Denkvermögen in den Vordergrund zu rücken. So zeigen Sie Ihrem Kind, welche Charakterzüge und Fähigkeiten besonders liebenswert sind und es einzigartig machen und haben gleichzeitig viele Gelegenheiten, um Ihr Kind positiv zu bestärken, statt nur Verbote auszusprechen oder es zu kritisieren.

Für manche Eltern ist es besonders schwierig, die Veränderungen und Abgrenzungsversuche von Jugendlichen zu akzeptieren. Für sie ist der Gedanke ungewohnt, dass das eigene Kind bald als Erwachsener auf eigenen Beinen steht. Trotzdem ist die Pubertät ein Teil der natürlichen Entwicklung Ihres Kindes. Hobbys verändern sich, gemeinsame Urlaube und Unternehmungen verlaufen nicht mehr so wie früher und Ihr Kind zeigt vermutlich mehr Interesse an seinen Freundinnen und Freunden (z. B. auch über Kommunikationen online) als an seinen Eltern. Das ist ein ganz natürlicher Prozess, der Ihr Kind auf ein eigenständiges Leben Schritt für Schritt vorbereitet.

Dieser Lebensabschnitt, der so viele Veränderungen mit sich bringt, ist für keine Seite leicht. Um diese schwierige Phase gut zu meistern, zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es vorbehaltslos lieben, so wie es ist – auch wenn es einen Fehler macht oder sich stark verändert. Unterstützung und Vertrauen sind die Säulen, auf die sich ein Teenager beim Erwachsenwerden stützen kann. Sie als Elternteil sollten Ihrem Kind daher dieses Vertrauen entgegenbringen und es in allen Lebenslagen unterstützen. Zusammen finden Sie für jedes Problem eine Lösung.

Wie setze ich meinem Kind Grenzen?

Bei der Erziehung, im Umgang miteinander und bei der Nutzung digitaler Medien ist es wichtig, dass Sie als Elternteil betonen, warum manche Regeln und die möglichen Konsequenzen bei einem Verstoß notwendig sind. Auf diese Weise lernt Ihr Kind, die Regeln zu respektieren und mit den Auswirkungen seiner Taten umzugehen. Auch wenn es Jugendliche nie zugeben würden, brauchen sie Regeln und Grenzen, an denen sie sich orientieren können. Jedoch sollten diese so flexibel sein, dass sie auch Ausnahmen erlauben. Hier eignen sich zum Beispiel Zeitfenster, in denen eine Aufgabe erledigt werden muss, in welchem Ihr Kind zuhause sein soll oder in welchem es digitale Medien nutzen kann. So hat es einen eigenen Ermessensspielraum und lernt konkretes Planen.

  • Wenn Sie Ihrem Kind zeigen, dass Sie sich dafür interessieren, was es denkt und fühlt, wird es offener für ein ernsthaftes Gespräch werden. Im Gespräch ist es hilfreich, wenn alle Parteien Raum haben, um ihren Standpunkt zu vertreten – auch wenn ihn die anderen nicht teilen können. Versuchen Sie daher, einen Kompromiss zu finden, der für alle Seiten funktioniert.

  • Um das offene Gespräch zu fördern, ist es hilfreich, wenn Sie versuchen, die Situation aus der Perspektive Ihres Kindes zu sehen. So vermitteln Sie Ihrem Kind, dass Sie Verständnis für seine Situation aufbringen.

  • Streitgespräche gehören einfach dazu. Sie ändern nichts an der Eltern-Kind-Beziehung. Jugendliche hinterfragen diese jedoch ständig. Daher ist es hilfreich, wenn Sie Ihrem Kind zeigen, dass sie es weiterhin bedingungslos lieben, auch wenn Sie Verhaltensweisen kritisieren oder sogar Konsequenzen für ein Fehlverhalten ziehen müssen.

  • Versuchen Sie, den stetig wachsenden Drang nach Selbstbestimmung Ihres Kindes zu respektieren. Auch wenn dieser Schritt für Eltern nicht leicht ist und Sie Ihr Kind beschützen möchten, sollten Sie akzeptieren, dass Ihr Kind eigene Erfahrungen machen möchte.

Damit Regeln und Grenzen auch eingehalten werden, können Sie von Anfang an auch Konsequenzen festlegen und diese Ihrem Kind deutlich kommunizieren. Jedoch sollten Sie harte Strafen wie Handyverbot und Hausarrest vermeiden. Ratsamer ist es, wenn Eltern logische Konsequenzen ziehen oder mit dem Kind eine Wiedergutmachung vereinbaren. Ihr Kind lernt auf diese Weise, dass seine Taten Folgen nach sich ziehen, und versteht die tiefere Bedeutung hinter manchen Regeln. Gleichzeitig umgehen Sie, dass Ihr Kind aus Angst vor Strafen Taten verheimlicht. Versuchen Sie auch in Konfliktsituationen ruhig zu bleiben.

Beispiel: Sie erwischen Ihr Kind dabei, dass es bis tief in die Nacht am Computer spielt. Machen Sie ihm zunächst keine Vorwürfe, sondern weisen Sie es darauf hin, dass es eigentlich schlafen sollte. Am nächsten Tag ist dann die Gelegenheit, über die Situation zu reden. Schildern Sie, dass Sie sich Sorgen um sein Nutzungsverhalten machen und versuchen Sie, zusammen eine Lösung zu finden. So können Sie beispielsweise Nutzungsregeln aufzustellen oder eine Zeiterfassung einrichten. Wiederholt sich diese Situation oder bricht Ihr Kind die vereinbarten Regeln, können Sie die vorher vereinbarten Konsequenzen ziehen (z. B. WLAN-Router um eine bestimmte Uhrzeit abstellen).

Versuchen Sie auf der anderen Seite, gutes Verhalten und Verlässlichkeit zu belohnen. Kommt Ihr Kind pünktlich nach Hause, erledigt alle Arbeiten vorbildlich oder hält sich an die vereinbarten Medienzeiten, darf es z. B. das nächste Mal länger auf der Party bleiben. So vermitteln Sie Ihrem Kind, dass Sie Verlässlichkeit sehr schätzen.

Wie rede ich am besten mit einem Teenager?

Ein falsches Wort und ein Teenager kann sich scheinbar komplett verschließen. Viele Eltern kennen dieses Problem. Ursache dafür ist das Selbstbild, das einige Teenager in dieser Zeit von sich haben. Dieses kann leicht ins Wanken geraten, was Teenager dazu bewegt, abwehrend zu reagieren. Um diese potenzielle Konfliktsituation zu umgehen, gibt es einige Formulierungen und Tipps, die Eltern in der Kommunikation mit Jugendlichen anwenden können:

  • Echtes Interesse zeigen
    Wenn Sie Fragen zu Hobbys oder zum Alltag Ihres Kindes stellen, ist es dabei ratsam, nicht Standardformulierungen wie "Wie war es in der Schule?" oder "Was machst du da?" zu verwenden. Vertiefen Sie lieber Themen und recherchieren Sie Informationen zu Freizeitbeschäftigungen, Lieblingsbands oder Serien vorher im Internet, um gezielter Fragen stellen zu können.

  • Gespräche einleiten, indem Sie von sich erzählen
    Sprechen Sie z. B. davon, wie Ihr Tag war und fragen Sie dann offen nach der Meinung oder den Erlebnissen Ihres Kindes. So signalisieren Sie, dass Sie gesprächsbereit sind und ein offenes Ohr für Ihr Kind haben.

  • Kritik am besten in "Ich-Botschaften" äußern
    So verpacken Sie kritische Worte geschickt und kommunizieren gleichzeitig Ihre eigenen Gefühle. Beispiel: Anstatt zu sagen „Du bist ständig nur genervt!“, sagen Sie lieber „Mich macht dein Verhalten unsicher. Ich weiß gar nicht so richtig, was ich sagen darf oder was ich tun soll. Hast du eine Idee, wie wir das lösen können?“. So vermeiden Sie Vorwürfe und erkennen Ihr Kind als gleichwertigen Gesprächspartner an.

  • Auf Ironie, Sarkasmus und Witze auf Kosten Ihres Kindes verzichten
    Da Teenager oft von Selbstzweifel geplagt sind, können lustig gemeinte Witze oder Bemerkungen ihre Ängste bestärken und so die gewollte Wirkung verfehlen. Auch Verallgemeinerungen und Übertreibungen können dazu führen, dass sich Ihr Kind verletzt fühlt. Um solche Situationen geschickt zu vermeiden, versuchen Sie bestenfalls auf solche Aussagen zu verzichten. Stattdessen können Sie gezielt das ansprechen, was Sie auch wirklich meinen.

  • Unterschiedliche Meinungen im Raum stehen lassen
    Eltern und Kinder müssen nicht immer dieselben Standpunkte vertreten. Manchmal ist es der beste Weg, sich zu einigen, dass Meinungen unterschiedlich sein können und dass Sie dies akzeptieren.

  • Selbst entscheiden, welche Konflikte ausgetragen werden
    Nicht jede Situation muss immer in einer Diskussion enden. Teenager provozieren und streiten gern als Versuch, sich von den Eltern abzugrenzen. Auch wenn es in manchen Situationen sicherlich schwerfällt, sollten Sie als Elternteil vernünftig reagieren und nur die Konflikte austragen, die wirklich notwendig sind.