Medienzeiten festlegen – Worauf müssen Eltern achten?

Maximale Medien- und Handyzeit: Wie viel Zeit dürfen Jugendliche vor dem Bildschirm verbringen? Diese Frage stellen sich viele Eltern zu Recht. Gerade wenn es Kinder betrifft, die ihr erstes Handy bekommen sollen. Zudem ist es bei der Vielzahl der Geräte gar nicht leicht, den Überblick über die gesamte Bildschirmzeit des Kindes zu behalten. Um Problemen bei der Mediennutzung vorzubeugen, ist es ratsam, verpflichtende Vereinbarungen für die ganze Familie aufzustellen. So unterstützen Sie Ihr Kind dabei, ein eigenständiges und verantwortungsbewusstes Medienverhalten zu entwickeln. Gleichzeitig behalten Sie Ihre eignen Gewohnheiten im Blick und die ganze Familie profitiert! Hier lesen Sie, worauf Sie bei Medienvereinbarungen in der Familie achten sollten.

Vereinbarung zur Mediennutzung treffen

Grundsätzlich gilt: Jugendliche werden nicht gern kontrolliert, auch wenn es ihrem Schutz dient. Viele Eltern kennen dieses Problem und wissen, wie schwierig es sein kann, Jugendlichen Grenzen zu setzen. Das ist ganz normal, denn das rebellische Verhalten eines Teenagers ist ein Versuch sich von den Eltern abzugrenzen.

Daher ist es für Familien ratsam, dass die Nutzungszeiten auf einem Vertrauensverhältnis basieren und so eine strenge Überwachung durch die Eltern nicht nötig wird. Unterstützend können Sie auch ein Punktesystem für die Mediennutzung bei Kindern einführen oder ein Zeitguthaben mithilfe von Chips symbolisieren und einlösen.

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Ein Medientagebuch hilft der ganzen Familie dabei, ihr Medienverhalten im Blick zu behalten. Mithilfe der Übersicht können Sie Ihre Mediennutzungszeiten festhalten und können am Ende der Woche genau sehen, wann und wofür sie Medien genutzt haben.

Erfahrungsgemäß sind Jugendliche eher dazu bereit, sich an Vereinbarungen zu halten, wenn sie in die Entscheidungen einbezogen wurden. Also nehmen Sie sich die Zeit und legen gemeinsam fest, welche Alltagsregeln im Umgang mit Computer und Smartphone gelten sollen.

Folgende Punkte sollten Sie dabei in einer ruhigen Atmosphäre besprechen:

Wann werden Geräte wie Computer und Smartphone genutzt?

Klare Zeitvereinbarungen sind hilfreich, um den Alltag zu strukturieren und Jugendlichen Richtlinien zur Orientierung zu bieten. Sie vermeiden so außerdem, dass die Mediennutzungszeit in der Familie regelmäßig zum Streitthema wird. Eine gute Lösung ist es, ein gewisses Zeitkontingent für Ihr Kind festzulegen. Das kann es täglich bzw. wöchentlich ausschöpfen, bis die festgelegte Zeit verbraucht ist. So treffen Sie eine flexible Vereinbarung, die an individuelle Situationen angepasst werden kann.

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Legen Sie in den Medienvereinbarungen auch eine zeitliche Obergrenze fest. So wird verhindert, dass Ihr Kind sein Zeitkontingent am Stück einlöst.

Folgende Bildschirmzeiten für Kinder und Jugendliche können als Richtwert dienen:

9-12 Jahre

  • Höchstens 45-60 Minuten täglich
  • Qualitativ hochwertige Inhalte wählen und anschließend besprechen
  • Wenn möglich immer mit Begleitung der Eltern
  • Altersempfehlungen einhalten und Inhalte vorher überprüfen
  • Frühestens Kindern ab 9 Jahren, besser frühestens ab 12 Jahren, ein eigenes Smartphone mit eingeschränktem Internetzugang überlassen
  • Internetzugang nur mit Aufsicht


12-16 Jahre

  • Höchstens 1-2 Stunden täglich
  • Nutzung nicht nach 21 Uhr
  • Altersempfehlungen beachten und Inhalte vorher überprüfen
  • Inhaltliche Begleitung ermöglichen
  • Regelmäßig die Mediennutzung reflektieren
  • Beschränkten Internetzugang gewähren
  • Bei übermäßiger Nutzung von Bildschirmmedien zu einem Selbsttest ermutigen  und ggf. professionelle Hilfe in Anspruch nehmen


16-18 Jahre

  • Gemeinsame Regeln zur Nutzung von Bildschirmmedien aufstellen
  • Als Orientierung für die Nutzungszeit können 2 Stunden täglich gelten
  • Altersempfehlungen beachten und Inhalte vorher überprüfen
  • Inhaltliche Begleitung ermöglichen
  • Regelmäßig die Mediennutzung reflektieren
  • Uneingeschränkten Internetzugriff ermöglichen, jedoch die Nutzungszeiten und Inhalte weiterhin begleiten
  • Bei übermäßiger Nutzung von Bildschirmmedien zu einem Selbsttest ermutigen und ggf. professionelle Hilfe in Anspruch nehmen


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. DGKJ. SK2-Leitlinie: Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in der Kindheit und Jugend. 1. Auflage 2023. AWMF-Register Nr. 027-075. Verfügbar: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/027-075 

Bei Jugendlichen ist es nicht so leicht, konkrete Empfehlungen für maximale Nutzungszeiten auszusprechen, da hier das Nutzungsverhalten stark variiert. Sehen Sie daher die Empfehlungen als Richtwerte an und entwickeln Sie eigene Vereinbarungen. Ratsam ist es zudem, wenn Sie dort festhalten, dass die festgelegten Bildschirmzeiten nicht gelten sollen, wenn Ihr Kind für die Schule recherchieren muss oder Hausaufgaben am Computer erledigt.

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Eine alternative Methode, um die maximale Bildschirmnutzungszeit für Kinder und Jugendliche auszurechnen lautet: Die maximale wöchentliche Bildschirmzeit entspricht dem Alter des Kindes/Jugendlichen. So darf ein 16-jähriger Teenager höchstens 16 Stunden in der Woche in der Freizeit vor Bildschirmgeräten verbringen.

Besprechen Sie außerdem miteinander, dass die anderen Lebensbereiche Ihres Kindes wie Freundinnen und Freunde treffen, Aktivitäten mit der Familie, andere Hobbys oder auch die Zeit zum Essen oder Schlafen durch die Mediennutzung nicht beeinträchtigt werden sollen. Außerdem ist es hilfreich, gemeinsam festzulegen, welche Konsequenzen Sie ziehen, wenn das Limit nicht eingehalten wird.

Um eine zusätzliche technische Sicherheitsebene einzurichten, können Sie Zeitlimits für Konsolen oder Smartphones einrichten. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel "Jugendschutzfilter und Zeitbegrenzungen". Dies sollte allerdings nur begleitend zu festgelegten Medienvereinbarungen erfolgen, denn Ihr Kind soll mithilfe der Medienregeln lernen, sein eigenes Konsumverhalten zu kontrollieren.

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Die Mediennutzung sollte nicht als Belohnung oder Strafe eingesetzt werden. Dies räumt dem Computer oder Smartphone einen zu hohen Stellenwert ein.

Welche Inhalte werden genutzt?

Halten Sie gemeinsam in der Medienvereinbarung fest, welche Inhalte Ihr Kind aufrufen darf und welche Quellen es dafür nutzen soll. Auch hier empfiehlt es sich, Jugendschutzfilter und -einstellungen einzurichten. Sie verbergen unangemessene Inhalte und helfen Ihnen so bei der Auswahl geeigneter Medienangebote.

Eine weitere Orientierung dafür, ob ein Film oder ein Videospiel für Ihr Kind geeignet ist, gibt Ihnen die USK. Die zuständige Stelle für die Prüfung und Altersfreigabe von Computer- und Videospielen in Deutschland platziert auf den Packungen von Computerspielen eine Alterskennzeichnung. Genauere Informationen zu den Bewertungskriterien der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle können Sie unter www.usk.de erhalten. Achten Sie beim Kauf auf diese Freigaben und berücksichtigen Sie zusätzlich die individuelle Entwicklung Ihres Kindes.

Eine weitere Orientierungsmöglichkeit bieten Medienempfehlungen, beispielsweise der Spieleratgeber NRW. Hier können Sie sich informieren, wie das Spiel pädagogisch bewertet wurde und welche Spielinhalte darin vorkommen.

Um auf die Mithilfe Ihres Kindes zählen zu können, ist es ratsam, wenn Sie Ihrem Kind erklären, warum bestimmte Videospiele und Filme Altersbeschränkungen besitzen. So versteht Ihr Kind, warum es diese Inhalte meiden sollte.

Wo steht der Computer? Wann sind Smartphone und Tablet verfügbar?

Der Standort des Computers oder der Spielekonsole hat einen großen Einfluss darauf, wann und wie Kinder und Jugendliche ihn nutzen. Am besten werden solche Geräte an einem gemeinsam genutzten Standort aufgestellt anstatt im Kinderzimmer. So können Sie die Nutzungszeit Ihres Kindes leichter im Blick behalten und Ihr Kind hat weniger Gelegenheit, zu viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen.

In Sachen Smartphone stehen Eltern verständlicherweise vor einem Problem, da vor allem ältere Jugendliche das Handy gerne stets bei sich tragen – ein "neutraler" Nutzungsort wie bei einem Computer ist hier ausgeschlossen. Eine Möglichkeit ist, von vornherein Vereinbarungen über die Handynutzung festzulegen. Sind Sie sich nicht sicher, ob sich Ihr Kind an diese Regeln hält, können Sie auch auf dem Smartphone eine Zeitbegrenzung für verschiedene Anwendungen installieren.

Welche Alternativen zur Mediennutzung gibt es?

Wie in einer Familie die gemeinsame Zeit verbracht wird, hat auch Einfluss darauf, wie Jugendliche ihre Freizeit allein gestalten. Wenn Sie innerhalb der Familie viel unternehmen, so lenken Sie nicht nur Ihr Kind von der Mediennutzung ab, sondern stärken gleichzeitig die Eltern-Kind-Bindung durch gemeinsame Erlebnisse. Attraktive Freizeitangebote sind z. B. gemeinsame Spieleabende, Wanderungen, sportliche Betätigungen oder der Besuch eines Konzertes, das für Jugendliche interessant ist. Ihr Kind begeistert sich für Rollenspiele oder Fantasy-Welten? Auch Rollenspiele mit Stift und Papier ("Pen & Paper"-Spiele), mit Karten oder Würfeln sind für viele Heranwachsende reizvoll. Weitere Ideen finden Sie im Artikel "Alternative Beschäftigungsideen für die ganze Familie".

TIPP: Vereinbaren Sie einen gemeinsamen medienfreien Tag oder Abend für die ganze Familie. Kein Fernsehen, kein Smartphone, kein Computer – das gilt dann auch für Sie. Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind und zeigen Sie ihm, dass Sie gerne etwas mit ihm zusammen unternehmen. Je abwechslungsreicher Sie die Zeit in der Familie miteinander verbringen, umso zugänglicher wird Ihr Kind für eine Freizeitgestaltung ohne digitale Medien sein.